Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Bürgermeister, liebe Verwaltung, liebe Bürgerinnen und Bürger, liebe Vertreterinnen und Vertreter der Presse,
das Wort des Jahres 2023 ist „Krisenmodus“, der Standardsatz zur Einführung politischer Diskussionsrunden: „Wir befinden uns in einer Polykrise.“
Eine Retrospektive der Polykrise des Jahres 2023 beginnt mit den Silvesterkrawallen in Berlin, dem Sturm auf das brasilianische Regierungsviertel durch Anhänger Jair Bolsonaros, die schweren Erdbeben in der Türkei und Nordsyrien, laut WHO die schwerste Naturkatastrophe auf dem Europäischen Kontinent seit einem Jahrhundert, dem Amoklauf in Hamburg, dem Massaker von Pazigyi durch die Luftwaffe Myanmars, die verheerendsten Waldbrände in Kanada seit dem Beginn der Aufzeichnungen, ein Aufflammen der Kämpfe im Sudan, der Abschaltung der verbleibenden Atomkraftwerke in der Bundesrepublik Deutschland und einem weiteren Anstieg der CO2 Emissionen auf Bundesgebiet, der Sprengung des Staudamms Kachowka in der Ukraine und einer verheerenden Flutkatastrophe, der Implosion des U-Boots Titan, dem Putschversuch der Gruppe Wagner in Russland, dem dramatischen Zugunglück in Indien mit über 300 Toten, dem erfolgreichen Putsch im Niger, der Militäroffensive Aserbaidschans gegen die Republik Bergkarabach, dem Erdbeben in Marokko mit über 2000 Opfern, dem Dammbruch in Libyen mit über 10.000 Todesopfern, dem anhaltenden Krieg in der Ukraine mit mittlerweile unzähligen Toten und Vertriebenen und schlussendlich dem entsetzlichen Überfall der Hamas auf Israel und der folgenden Offensive der Israelischen Streitkräfte im Gazastreifen.
Wikipedia schreibt zur Krise:
Eine Krise ist im Allgemeinen ein Höhepunkt oder Wendepunkt einer gefährlichen Konfliktentwicklung in einem natürlichen oder sozialen System, dem eine massive und problematische Funktionsstörung über einen gewissen Zeitraum vorausging und der eher kürzer als länger andauert.
Der Modus hingegen wird definiert als „die Verfahrensweise, eine Form des Vorgehens“ – die letztendlich den Weg aus der Krise heraus bereiten soll.
Befindet sich die Menschheit schon immer im Krisenmodus? Ist dies ein neues Phänomen? Die historische Abwägung fällt nicht leicht, doch je länger man nachdenkt, desto mehr erhärtet sich der Eindruck, dass die Krise als Funktionsstörung des Zusammenlebens, der subjektiven Wahrnehmung nach, zwar in Wellenbewegungen kommt und in ihrer Intensität schwankt, jedoch grundsätzlich stets vorhanden ist.
Verstärkt wird diese Wahrnehmung aktuell durch die konstante und unermüdliche interne Polykrise der aktuellen Bundesregierung in Berlin, welche medial den Diskurs prägt und den Optimismus im eigenen Land eindämmt. Doch auch in Unterhaching hat sich die Krise breit gemacht, waren die vergangenen Jahre von der Corona-Krise geprägt, so befinden wir uns seit Mitte 2022 lokal in einer finanziellen Krise, der Unterhachinger Haushaltskrise.
Alle Krisen eint die Notwendigkeit der Überwindung selbiger zur Herstellung des erwünschten Normalzustands.
ChatGPT nennt auf die Frage, wie eine Kommunalen Finanzkrise zu überwinden ist folgende Notwendigkeiten:
1. Finanzanalyse & Transparenz
2. Priorisierung von Ausgaben
3. Effizienzsteigerungen und Kostenreduktion
4. Einnahmen diversifizieren
5. Langfristige Finanzplanung
6. Schuldenmanagement
7. Förderung wirtschaftlicher Entwicklungen
8. Partnerschaft und Zusammenarbeit
9. Beteiligung der Gemeinschaft
10. Krisenkommunikation
Auch ohne diese Punkte im Einzelnen zu erörtern, erlaube ich mir die Analyse, dass einige dieser Notwendigkeiten mehr und besser umgesetzt wurden als andere.
Besonderes Augenmerk möchte ich auf die Punkte Partnerschaft, Zusammenarbeit, Beteiligung und Gemeinschaft legen, denn diese Aspekte werden nicht zuletzt von ChatGPT als zentrale Aspekte einer jedweden Krisen-überwindung definiert. Sie werden auch als zentrale Aspekte der Definition menschlicher Resilienz genannt, welche die Wohl grundlegendste Fähigkeit sowohl zur Überwindung, aber auch zum reinen Überleben einer Krise bildet. Stellt man der künstlichen Intelligenz Fragen zur Bildung gesellschaftlicher Resilienz und informiert sich über die Bestandteile dieser landet man zwingend bei den individuellen Akteuren innerhalb dieser Gesellschaft, den Menschen. Folgt man der Logik der aufgeworfenen Folgefragestellung nach der individuellen Resilienz und was diese ausmacht, landet man wenige Eingaben später bei der grundsätzlichen Frage nach dem menschlichen Dasein und dessen grundlegender Mechanismen, Abhängigkeiten und struktureller Grundlagen.
Der zentrale Schnittpunkt für die Frage nach der Überwindung von Krisen, der Bildung gesellschaftlicher Resilienz und des Menschlichen Daseins ist das Miteinander, das gemeinschaftliche Bewusstsein, die gemeinsame Kommunikation, die Verankerung in unserer gefestigten Sozialstruktur.
Auf der Suche nach einem idealtypischen Schaubild für dieses Miteinander führt kein Weg am Weihnachtsfest vorbei, denn wir feiern Weihnachten, die Geburt Jesus Christus, dieses Fest, nicht einzeln, sondern mit unseren Familien, unseren Freunden und Nächsten, unseren Kollegen und Weggefährten, unseren geliebten Mitmenschen. In keiner Krippe liegt Jesus allein, nein er ist umringt von einer vielfältigen Schar, von seinen Eltern, Hirten, Königen, Tieren, gar Engeln, von nah und von fern. Jesus der später im Mittelpunkt der Gesellschaft steht, umringt von seinen Jüngern, Jesus, ein Mensch als Anlaufstelle und Kontaktperson, eine fleischgewordene Begegnungsstätte für Menschen in der Krise, Blinde, Hungernde, Einsame, Alle.
Auch wir bieten diesen Begegnungsstätten, nicht in Form einer einzelnen Person, aber in Form unserer Institutionen und der Menschen dahinter, die Gemeinde, unsere Schulen und Kirchen, unsere Firmen, unsere Vereine, unsere sozialen Einrichtungen, von TSV über die Musikschule und die Volkshochschule, von der KWA über das SEBIZ, von Zwergerl und Partner über die Fußballvereine bis zum Freibad. Im Zuge der Überwindung der Haushaltskrise haben wir auch um diese Begegnungsstätten gerungen, sie sind die zentralen Eckpfeiler unseres Miteinanders, sie schaffen Stabilität und öffnen Räume für gelebte Nächstenliebe, sie schaffen Kultur und Zugehörigkeit, sie sind eine zentrale Ausprägung unseres Menschseins. Es gilt auch weiterhin sie zu schützen und zu unterstützen, Sie sind unser Garant für Menschlichkeit und Resilienz. Sie sind unsere Brandmauer gegenüber extremistischem Gedankengut, tragende Säulen unserer Gesellschaft, Sockel der Demokratie, Wellenbrecher und Ankerpunkte in der Krise.
Ich wünsche mir für das kommende Jahr eine Besinnung auf diese Werte und der gemeinsamen Gestaltung unseres Miteinanders und möchte mit den Worten Mahatma Ghandis enden, der zusammenfasste: „Die Zukunft basiert auf dem, was wir heute tun.“
In diesem Sinne wünsche ich für Sie alle und Ihren Familien auch im Namen meiner Fraktion von Herzen Gesundheit, Geborgenheit und ein besinnliches Weihnachtsfest. Wir spenden geschlossen als CSU-Fraktion unser heutiges Sitzungsgeld an „Haching schaut Hin“ und unterstützen damit in Not geratene Mitmenschen.
Frohe Weihnachten
Korbinian Rausch (Fraktionsvorsitzender der CSU-Gemeinderatsfraktion Unterhaching)